Von wegen Tellertaxi! Der Kellnerjob fordert weitaus mehr als nur Teller raustragen und Bestellungen aufnehmen.

Wir kennen keine normalen Tage

Wer Routine und geregelte Arbeitstagen sucht, ist definitiv fehl am Platz. Als Kellner weiß man wirklich nie, was einen erwartet. Kein Tag gleicht dem anderen! Schön, wenn sich Gäste wohlfühlen und ihre Stammkneipe als zweites Wohnzimmer deklarieren und sich nach einem langen Arbeitstag bei einem Bier entspannen. Wenn sich die Gäste doch öffentlich nur nicht so gehen lassen würden! Da wird öffentlich mit dem Partner gezankt, die Tochter enterbt und dem Sohnemann am Telefon gedroht, er solle weniger feiern und mehr studieren, sonst gäbe es bald kein Geld mehr. Auch den Feierabend sollte man nicht zu freudig erwarten. Wie oft hatte ich bereits die Theke aufgefüllt, alle Gläser poliert und das Thekenbrett auf Hochglanz geschrubbt als in letzter Minute der Junggesellenabschied auf einen Absacker reinkam?

Wie sind erstklassige Verführer!

Kellner sein bedeutet in erster Linie, ein guter Verkäufer zu sein! Oder wie soll man den Gast überzeugen, dass das überteuerte Glas Wasser aus der Quelle Nepals in dem Designerfläschen doch viel besser schmeckt als ein ordinäres Glas Leitungswasser? Eben.

Und dazu noch die besten Psychologen mit super Sensoren!

Ich behaupte mal, dass Kellner die besten Menschenkenner sind. Schließlich erfahren sie tagtäglich die Menschen am eigenen Leib. Gute Kellner wissen, dass Gäste ein Erlebnis suchen, wenn sie ausgehen, und nicht nur essen und trinken wollen. Wir erkennen sofort, ob es sich um einen pflegeleichten Gast handelt oder um einen, der besonders „Zuwendung“ braucht.

Wir bleiben ruhig, wenn Ausrasten angesagt wäre

Manche Gäste nehmen es wortwörtlich, wenn sie sagen, der Kunde sei König. Und der Kellner der Diener. Da wird am Ärmel gezuppelt, mit den Fingern geschnippt oder andere unhöflichen Gesten an den Tag gelegt, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nein, es ist keine Ignoranz, wenn Gäste für ihren Geschmack „zu lang“ warten müssen. Es hat schlichtweg was damit zu tun, dass Gäste der Reihe nach bedient werden. Wer kann da noch gelassen und höflich reagieren? Der Kellner!

Wir. Können. Alles. Gleichzeitig.

Wir tragen volle Tabletts raus, registrieren leere Gläser, räumen unterwegs noch einen Tisch ab und weisen den Sprössling eines Gasts zurecht, der Blumen rausrupft, während die Eltern dabei ungeniert zusehen.

Trotz allem: Wir lieben diesen Job!!!

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